Ostern 2016, Friedrichroda – Der Pfadfinderbund Weltenbummler nimmt das ehemalige Bundesausbildungszentrum wieder in Betrieb. Hier werden wir sechs Tage lang unser gesamtes Spektrum an Kursen und Weiterbildungsmöglichkeiten für unsere angehenden Hilfgsgruppenführer, Gruppenführer, Stufenführer, Stammesführer, Schatzmeister und Jungfeldmeister anbieten. Ein Team von jungen und erfahrenen Trainern stellt sich der Herausforderung, die zahlreichen Teilnehmer aus allen Ecken Deutschlands unter das Dach zu bekommen. Ich werde euch erzählen, warum und wie uns das gelungen ist.
Doch zuerst: Was heißt Ausbildung für uns Weltenbummler? Nein, bei uns kann man keine Berufsausbildung absolvieren, wir bieten auch keinen Studiengang „Globetrotters Social Economic Structures“ oder dergleichen an. Aber es gibt wenige Dinge, auf die wir so stolz sein können wie unsere Ausbildungskonzeption für unsere jungen Führer. Klar strukturiert und auf mehrere Ebenen und Altersstufen verteilt wollen wir mit unseren theoretischen wie praktischen Kursinhalten den angehenden Machern des Bundes ihr Handwerkszeug reichen, um sie auf alle Situationen in ihrer täglichen Arbeit als Jugendleiter und Ehrenamtler vorzubereiten und ihnen unser Pfadfinderideal nach Baden-Powell näher bringen.
Ich habe zusammen mit meinen Co-Trainern, allen voran Sven, während der sechs Tage die Kurse Lager- und Fahrtenleiter (Grün/Weiß), Führen I (Weiß) und Öffentlichkeitsarbeit (Grün/Weiß) mit unglaublich vielen Teilnehmern durchgeführt. Warum Sven? Wir lieben es gleichermaßen, die Teilnehmer einzuschüchtern und spirituell zu bereichern, oft in bewährter Guter-Cop-Böser-Cop-Harmonie. Warum so viele Teilnehmer? Ich weiß auch nicht, irgendwie schien es fast so, als wollten diese Pfadfinder die Kurse tatsächlich besuchen und haben sich einfach angemeldet. Wie schön!
Wir beginnen also am Freitagmorgen mit dem kombinierten Lager- und Fahrtenleiterkurs für alle Grün- und Weißschildinteressierten und auf einmal füllt eine komplette Schulklasse den Raum. Breit gefächert mit allen Altersstufen und Bundesländern vertreten. Die drei Trainer haben Gedanken wie „So, und jetzt?“ „Ahja, genau, mhm“ und „Was machen wir denn mit denen?“. Eigentlich will der Trainer zu Anfang immer die Kursteilnehmer kennenlernen und ihre Erwartungen an den Kurs abfragen. Immerhin, zum Ende haben wir uns alle Namen eingeprägt und wir haben das Gefühl, dass alle Teilnehmer auf ihre Kosten gekommen sind. Aber boah, ey, das waren viele Leute!
Wir erzählen aufgeregt in unserer abendlichen Trainerrunde über unseren ersten abgeschlossenen Kurs. Jeden Abend würden wir gemeinsam den jeweiligen Tag rekapitulieren und festhalten, wie gut die Kurse laufen und ob wir uns gegenseitig noch Hilfestellung bei Kursinhalten, Methoden und gelegentlich schwierigen Teilnehmern anbieten können. Und, naja, was heißt „aufgeregt erzählen“ und „abendlich“ hier wirklich: Es ist recht spät geworden, wir wollen eigentlich ins Bett, weil uns die Kursteilnehmer den ganzen Tag beansprucht haben mit brennenden Fragen, Problemstellungen und zum Teil Erschöpfungserscheinungen. Weniger positiv formuliert als gewollt, aber natürlich kommt neues Wissen und Erkenntnis nicht durch Däumchen drehen unterm Tannenbaum.
Ihr seht, wir machen uns tatsächlich viele Gedanken darüber, euch einen schönen Kurs anzubieten, euch individuell zu fördern und die Bundesausbildungswoche mit Rahmenprogramm und Abwechslung zu einem schönen Erlebnis zu machen, bei dem ihr zahlreiche neue Freunde kennenlernen könnt und euch persönlich weiterbilden könnt. Schließlich beansprucht der Kurs auch eure Ferienzeit und damit eure Freizeit. Wir finden, diese persönliche Weiterbildung verbunden mit eurem Interesse an der Sache ist der beste Weg, Pfadfinderei nicht nur zu leben, sondern sie auch an andere weiter geben zu können.
Schon wären wir bei dem Grund, warum auch wir Trainer nicht nur unsere Freizeit dieser Sache widmen, sondern sogar unseren Urlaub dafür einsetzen. Viele von uns wissen gar nicht mehr, was Ferien sind, aber wir verstehen das Grundkonzept. Eine ganze Woche Kurse anzubieten bedeutet für uns, sich schon im Voraus in mühevoller Fleißarbeit mit unserem Kurskonzept auseinanderzusetzen. Die Ausbildungskonzeption, die wir kontinuierlich verbessern wollen, haben wir schon Anfang des Jahres im Groben überarbeitet und gehen nun kleine Schritte weiter und arbeiten an den Details – was wollen wir euch wie vermitteln? Während des Kurses selbst ruhen wir Trainer nur Nachts ein paar Stunden, die restliche Zeit beschäftigen wir uns mit den Kursteilnehmer und kaum mit uns selbst. Wir probieren neue Methoden aus, passen die Kursinhalte den individuellen Anforderungen der Teilnehmer an und fragen uns am Ende: Haben wir alles richtig gemacht?
Üblich ist es zum Abschluss des Kurses, den Teilnehmern ein persönliches Feedback zu geben, dafür nehmen wir uns sogar Zeit, wenn wir sie gar nicht mehr haben. Vielen von euch hilft das weiter, weil ihr so manche Dinge zu eurer Person zum ersten Mal hört. Und das ist wichtig. Jeder Mensch braucht Kritik, Bestätigung, Lob und Aufmerksamkeit. Wollt ihr etwas Positives nicht nur in eurer Gruppe sondern bei all euren Mitmenschen bewirken, dann seid offen, einfühlsam und kritisch – in beide Richtungen.